Archivbild: Mit gelben Tonnen und dem Radioaktiv-Zeichen (Bild: picture alliance/dpa)demonstrieren Greenpeace-Aktivisten gegen das Atommüllendlager in Gorleben
picture alliance/dpa
Bild: picture alliance/dpa

- Chronologie der Endlagersuche

Die Geschichte der Kernenergie ist nur wenige Jahrzehnte alt. Die Folgen werden aber die Menschheit begleiten: Eine Million Jahre soll das Endlager bestand haben, das gerade für den Atommüll gesucht wird. Über den Stand bei der Endlagersuche berichtet Thomas Prinzler.

Als 1962 mit Kahl in Bayern und 1966 mit Rheinsberg in der damaligen DDR die ersten Atomkraftwerke ans Netz gingen, gab es weder ein Endlager noch ein tragfähiges Konzept für die Zwischenlagerung der hochradioaktiven Abfälle. Abgebrannte Kernbrennstäbe müssen über mehrere Jahre im Wasser gelagert und gekühlt werden. Das geschieht in den Abklingbecken am Standort der Kernkraftwerke. Danach wurden sie in speziellen Transportbehältern, zum Beispiel Castorbehältern, zum Zwischenlager oder zur Wiederaufbereitungsanlage gebracht. Das hat in der Bundesrepublik immer wieder zu Protesten gegen diese Transporte geführt. Seit 2005 sind Transporte verboten, der hochradioaktive Atommüll wird an den Standorten der AKWs zwischengelagert.

In der DDR wurde 1979 das stillgelegte Salzbergwerk in Morsleben als Endlager in Betrieb genommen. Der niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht favorisierte infolgedessen aus politischen Gründen ein Endlager in Gorleben, die Salzstöcke in den benachbarten Orten Morsleben und Gorleben bieten vergleichbare geologische Voraussetzungen für die gesetzlich festgelegte sichere Lagerung des stark radioaktiven Atommülls für 1 Million Jahre. Die Entscheidung für Gorleben rief massive Proteste in der Bevölkerung hervor, war Basis für das Erstarken der Anti-Atom-Bewegung in der Bundesrepublik.

Mit der deutschen Einheit wurde die Betriebserlaubnis für das Endlager Morsleben in Sachsen-Anhalt begrenzt, die Einlagerung 1998 beendet. Die rot-grüne Bundesregierung verkündete 2005 ein Moratorium für das niedersächsische Gorleben. Nach dem Reaktorunfall von Fukushima beschloss die Bundesregierung den Ausstieg aus der Nutzung der Kernenergie und infolgedessen 2017 das erweiterte Standortauswahlgesetz. Damit wurde die Suche nach einem Endlager wieder auf Null gesetzt. Seitdem werden wieder alle geologisch möglichen Standorte in der gesamten Bundesrepublik auf ihre Eignung geprüft. Wenn 2022 das letzte Atomkraftwerk abgeschaltet wird, werden 1900 Behälter mit insgesamt etwa 15000 Tonnen radioaktiven Abfällen angefallen sein – und müssen eine Million Jahre sicher verwahrt werden – mehr als dreimal so lange, wie es den Homo sapiens auf der Erde gibt.