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Durch die Corona-Pandemie erleben wir gerade einen abrupten und radikalen Umbruch unserer Arbeitswelt. Wenn wir darauf nicht aktiv reagieren, droht eine extrem ungerechte Entwicklung, warnt der Berliner Unternehmer Andreas Barthelmess in seinem neuen Buch "Die große Zerstörung".
In die Zukunft zu blicken, ist immer ein heikles Unterfangen. Präzise Voraussagungen sind eher selten. Trotzdem hat sich der Berliner Start-Up-Unternehmer und Investor Andreas Barthelmess getraut und seine Zukunftsvision aufgeschrieben. "Weil ich in meinem beruflichen Umfeld und mit Blick auf die Welt große Umbrüche sehe, und das Gefühl habe, dass wir die noch nicht richtig einordnen.“
Radikale Umbrüche statt langsamer Entwicklung
Barthemess Buch "Die große Zerstörung“ soll dabei helfen eine notwendige Debatte anzustoßen. Die Grundthese: Die Zeit der schrittweisen ökonomischen Weiterentwicklung ist vorbei. Stattdessen befinden wir uns in einem radikalen Umbruch.
In unserer Zeit ist der technologische Fortschritt zum Antrieb von allem geworden, so der Start-Up-Unternehmer. Politik, Wirtschaft und Kultur sind nur noch Folgeerscheinungen. "Wir sehen in diesen unterschiedlichen Bereichen die Brüche, etwa einen Komiker als Präsidenten der Ukraine oder einen Reality-TV-Star und Unternehmer an der Spitze der USA.“
Bis hinein in die private Partner*innensuche auf Tinder erleben wir aktuell eklatante Umbrüche, erklärt der Berliner Investor, die grundlegend anders sind als die Umbrüche im ausgehenden 20. Jahrhundert.
Polarisierung der Arbeitswelt
Besonders in der Arbeitswelt sieht Barthelmess durch die Digitalisierung einen bereits begonnen Prozess der Polarisierung. Auf der einen Seite sieht der Unternehmer und Autor digitale Champions wie Programmierer*innen und Datenwissenschaftler*innen, die von den großen Tech-Konzernen umworben werden und ohne Personalverantwortung oft mehr verdienen als Geschäftsführer*innen in einem deutschen Mittelstandsunternehmen.
"Auf der anderen Seite schafft das Digitale auch ein neues Präkariat“, erklärt Barthelmess. Als Beispiele nennt er die Menschen, die nachts die E-Roller wieder einsammeln oder die Pakete austragen. Barthelmess befürchtet eine zunehmende Polarisierung und einen Bruch mit dem Nachkriegsgrundsatz, das jeder gebraucht wird. "Das schafft natürlich Konflikte und Zukunftsängste.“
Die Macht der Tech-Giganten
Barthelmess erkennt hier einen dogmatischen Bruch zum Industriellen. Es werde zwar auch weiterhin andere Arbeitsplätze geben, prognostiziert er. Die Gewinne werden aber dort stattfinden, wo der Kund*innenzugang ist. Dieser werde sich noch mehr bei den Tech-Giganten konzentrieren, wenn wir dieser Entwicklung nicht entgegentreten, warnt Barthelmess.
Warum Europa bereits Gefahr läuft abgehängt zu werden und was gegen die Monopolstellung der führenden Tech-Konzerne getan werden kann, erklärt Barthelmess im Gespräch mit Inforadio-Wirtschaftsredakteur Gerd Dehnel.