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Keine Annäherung, keine Berührung - die Corona-Pandemie macht jeden freundlichen Handschlag und jede liebevolle Umarmung zur Gefahr. Doch der taktile Mangel verändert uns nur kurzfristrig, sagt Haptik-Forscher Professor Martin Grunwald von der Universität Leipzig.
Von klein auf bis ins hohe Alter sei Berührung mit Kommunikation und einem hohen Stellenwert verbunden, so Grunwald. Allerdings ist der Bedarf nach Berührung bei vielen Menschen ganz unterschiedlich und abhängig vom Lebensalter sowie persönlichen Vorlieben.
Bedürfnis nach Berührung bleibt trotz Kontakteinschränkungen
Dass die Pandemie unser soziales und haptiles Verhalten völlig umkehrt, schließt der Professor aus. Der Mensch als Spezies habe bereits ganz andere Krisen durchlebt. Auch wenn es jetzt stärkere körperliche Zurückhaltung gebe, so verlösche das Grundbedürfnis nach Berührung nicht einfach so. Körperkontakt als kommunikatives Mittel ließe sich erst nach mehreren Generationen aus dem kulturellen Gedächtnis löschen, so Grunwald.
Kaum kontrollieren ließe sich hingegen die Selbstberührung, die mehrere hundert Male am Tag passiere - beispielsweise wenn wir uns in das eigene Gesicht fassen. Dies sei kaum kognitiv zu steuern, so der Wissenschaftler, aber wer regelmäßig seine Hände wasche, habe hier nicht allzu viel zu befürchten.
Buchtipp
Martin Grunwald
"Homo Hapticus: Warum wir ohne Tastsinn nicht leben können"
Droemer HC, September 2017
304 Seiten
ISBN: 978-3426277065