Berlin - Schicksalsjahre einer Stadt - Biermann, Bowie und Palast der Republik – Das Jahr 1976
Es ist ein Paukenschlag, wie für Wolf Biermann gemacht. Nach einem Konzert in Köln, wo er den Sozialismus verteidigt und die Bürokratie angreift, wird er ausgebürgert. Die Welle der Solidarität überrascht die SED-Führung. Die hat sich gerade in der Zustimmung zu ihrem neuen Prestigebau, dem Palast der Republik, gesonnt.
In West-Berlin gibt es dafür immer mehr Bauskandale. Immerhin: Wer von West-Berlin nach Hamburg mit dem Zug fährt, kann jetzt auch in Spandau zusteigen.
Sorgen machen sich die Verantwortlichen in West-Berlin über die schwindende Standorttreue überregionaler Unternehmen. Nur hohe Fördersummen und Sonderzahlungen können Arbeitgeber wie auch Arbeitnehmer überzeugen. Das sorgt für Filz – und eine einmalige Mischung aus Kleinmut und Größenwahn in der Halbstadt.
Mittendrin: David Bowie. Der Sänger kommt für zwei Jahre in die Stadt, erfindet sich und seine Musik neu. Und kommt auch mal unangemeldet bei seinem Techniker zum Frühstück.
Im Ostteil der Stadt wird der neue Palast der Republik an der Stelle des alten Berliner Schlosses direkt am Spreeufer eingeweiht. Im Mai steht dort schon der neunte Parteitag der SED an. Und die Jugendorganisation FDJ erklärt Berlin – und insbesondere Marzahn – zum Parteiauftrag.