Berlin - Schicksalsjahre einer Stadt - Sparwasser-Tor und Ständige Vertretung - das Jahr 1974
Deutschland ist Weltmeister! Das empfinden 1974 selbst die Menschen in Ost-Deutschland so. Auch wenn die DDR-Auswahl bei der WM drüben trotz des "Sparwasser-Tors" nicht weit kommt.
Bundeskanzler Willy Brandt tritt wegen des DDR-Spions Günter Guillaume zurück. Der hatte monatelang direkt aus dem Kanzleramt in Bonn für die Staatssicherheit spioniert. Mit Brandt geht nicht nur der beliebteste Politiker im Land, sondern auch der wichtigste Mann der Entspannungspolitik.
Immerhin: Die beiden Ständigen Vertretungen werden eröffnet, denn "Botschaft" sollen sie nicht heißen. Schließlich ist man ja nicht wirklich "Ausland". Allerdings tilgt die DDR im selben Jahr die "deutsche Nation" aus ihrer Verfassung und wird zum Arbeiter- und Bauernstaat.
Dorthin ziehen sich nach dem Militärputsch von General Pinochet auch viele Chilenen zurück – und werden von der Bevölkerung mit offenen Armen empfangen.
Auch nach West-Berlin kommen immer mehr Migranten. Es sind oft Gastarbeiter aus dem Mittelmeerraum. Auch die Medien stellen sich auf die neuen Mitbewohner ein – und der Sender Freies Berlin bietet ein fremdsprachiges Programm.
Was die Menschen Mitte der 70er allerdings viel mehr beschäftigt, ist die neue Brutalität terroristischer Gruppen. Ende 1974 wird Berlins Kammergerichtspräsident Günter von Drenkmann erschossen, der Beginn einer Terrorwelle, die drei Jahre später im Deutschen Herbst gipfeln sollte.