-
Lange galt: Ost und West sollen zusammenwachsen. Doch eine jüngere Generation Ostdeutscher betont ihre Herkunft wieder. Ihre Lebenserfahrung sei eine andere als die Gleichaltriger aus Westdeutschland, so Adriana Lettrari, Gründerin des "Netzwerkes 3. Generation Ostdeutschland".
Dem Netzwerk - der dritten Generation Ostdeutschland [Link zur Webseite] - gehe es darum, dass sie als Kinder der Jahrgänge 1975 bis 1985 in der DDR sozialisert wurden. Danach "waren wir Jugendliche in einem Transformationsraum", so Lettrari. Vieles veränderte sich rasant: neue Namen für Straßen, neue Bauten, aber auch neue soziale und gesellschaftliche Regeln. Diese Brüche und Transformationserfahrungen hätten westdeutsch sozialisierte Gleichaltrige nicht erlebt, so die Netzwerkbegründerin. Sich als "ostdeutsch" zu bezeichnen, bedeute nicht nur die Betonung einer regionalen Herkunft, sondern auch eine historisch-politische.
"Ostdeutsche haben Transformationskompetenz"
Es gehe darum, die Potentiale und Ressourcen von Ostdeutschen stärker in den Vordergrund zu rücken. "Wir nennen das Transformationskompetenz", so Lettrari. Menschen mit ostdeutscher Sozialisation wüssten, wie einschneidende gesellschaftliche Veränderungen auf das eigene Leben wirkten, beispielsweise derzeit in der Corona-Pandemie, so Lettrari. "Sie wissen, dass sich von heute auf morgen alles verändern kann."
Keine "Ost-Quote" für Führungspositionen geplant
Man trete nun das Erbe der DDR-Elterngeneration an, so Lettrari - aber die Hürden, in die Gesellschaft hineinzuwirken, seien im Vergleich zu westdeutschen Gleichaltrigen höher. So mangele es an Führungspersönlichkeiten aus Ostdeutschland, ebenso würden weiterhin Stereotype über die neuen Bundesländer in den Medien reproduziert. Gegen all das kämpfe man nun an - doch eine "Ost-Quote" werde es laut Ostbeauftragten der Bundesregierung, Marco Wanderwitz, nicht geben.