Ypern steht für die Grauen des Ersten Weltkriegs wie wenige andere Orte in Europa. Hier im Westen Flanderns, kurz vor der französischen Grenze, lieferten sich das deutsche Kaiserreich und die Alliierten einen jahrelangen, mörderischen Stellungskrieg. Hier setzten die deutschen Truppen 1915 erstmals Chlorgas ein, zwei Jahre später testeten sie hier Senfgas.

Sie verbreiteten Angst, Schrecken und Leid, ohne größeren Profit daraus schlagen zu können. Trotz dreier wochenlanger Schlachten gelang es den Deutschen nie, Ypern tatsächlich einzunehmen. Trotzdem blieb von Ypern am Ende kaum etwas übrig. In mühevoller Kleinarbeit bauten die Bewohner ihre Stadt teils originalgetreu wieder auf.

Rund um die Stadt finden sich heute rund 150 Friedhöfe, mehr als eine halbe Million Soldaten verloren hier während des Ersten Weltkriegs ihr Leben. In Belgien und Großbritannien kennt bis heute fast jedes Kind den Namen "Ypern" und die dazugehörige Geschichte.

Als sich 2014 Europas Staats- und Regierungschefs hier zu einem EU-Gipfel versammelten, wollten sie damit vor allem eines demonstrieren: Was ihre Völker in den letzten hundert Jahren gelernt haben. Oder wie es Yperns Bürgermeister damals formulierte: "Es muss für alle Zukunft klar sein, dass so etwas nie wieder vorkommt und dass man alles tut, um sich zu einigen." Denn das sei inzwischen Europas Stärke, so der Bürgermeister: "Dass man es endlich schafft, gemeinsam Lösungen zu finden."

(Autor: Brüssel-Korrespondent Malte Pieper)