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Dass das Internet extrem nützlich ist und die komplette Vernetzung unser Leben in vielen Aspekten vereinfacht, ist unbestritten. Doch es birgt auch Gefahren. Eine davon: Online-Sucht. Darüber müssen wir reden - und tun das mit Gordon Schmid vom Hilfsprojekt "Lost in Space". Er erklärt, wann unser Verhalten zur Sucht wird - und was wir dagegen tun können.
Wir leben in einer digitalen Welt und können uns dem nicht mehr verschließen. Doch neben den vielen Vorteilen von Internet und Smartphones gibt es auch Nachteile und Risiken. Internetsucht ist eines davon. Ein Bonner Informatiker hat vor zwei Jahren festgestellt, dass wir im Durchschnitt 88 Mal pro Tag auf unser Handy schauen. Ist das normal? Wo beginnt die Sucht?
Gordon Schmid vom Hilfsprojekt "Lost in Space", das Menschen mit digitalen Süchten Hilfe anbietet, zieht die Grenze zur Sucht an dem Punkt, wo der Betroffene den eigenen Medienkonsum nicht mehr kontrollieren kann, obwohl anderes Aspekte des Lebens darunter leiden. Als einen der Hauptreize sieht er sowohl bei Spielen als auch bei Social Media die schnelle Belohnung: "Ich hab schnelle Erfolge, so dass basale Grundbedürfnisse nach Anerkennung und Erfolg relativ schnell belohnt werden. Wenn ich ein Bild poste, bekomme ich schnell Rückmeldung, dass die Menschen das Bild toll finden. Das passiert mir im Real Life nicht."
Sozialleben hilft mehr als technische Hilfsmittel
Doch was kann gegen die Sucht helfen? Technische Hilfsmittel wie Apps, die den Koonsum beobachten und einschränken, können ein Mittel sein, so Schmid. Viel mehr helfe jedoch ein funktionierendes Sozialleben: "Mit Freunden treffen, Sport machen, über unsere Probleme sprechen, die Menschen im Real Life um uns nutzen."
Das gelte übrigens auch bei Kindern und Jugendlichen: "Auch hier setzen wir eher darauf, zu schauen: Wie ist das soziale Leben? Gibt es reale Freunde, die der Jugendliche trifft? Gibt es einen Verein, den er besucht? Und dann ist es auch relativ unerheblich, ob ein Jugendlicher eine Stunde spielt oder mal einen ganzen Samstag ein bestimmtes Spiel durchzockt."
Das Hilfsprojekt "Lost in Space"
Seit rund 10 Jahren gibt es das Caritas-Hilfsprojekt gegen digitale Süchte. Die Beratungsstelle bietet Hilfe für Betroffene und Angehörige an, für Menschen, die Computerspielen, Streamingangeboten oder Online-Pornographie verfallen sind, exzessiv surfen oder nur noch in sozialen Netzwerken unterwegs sind. Außerdem bietet das Projekt Fortbildungen für Jugendliche sowie Lehrer und Eltern an.