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Viele Innenstadt-Berliner sind genervt: Heerscharen an Touristen strömen durch ihre Kieze, sind laut, hinterlassen Müll. Gleichzeitig ist der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Stadt. Ein schwieriger Balanceakt – auch für den Senat, der auf seiner Klausur am Dienstag ein Konzept für "stadtverträglichen und nachhaltigen Tourismus" beschließen will. Worum es dabei geht, sagt Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) im Gespräch mit Thorsten Gabriel – und verrät auch, wo sie selbst zuletzt im Urlaub war.
Für Pop ist klar: Berlin darf nicht in die Situation kommen, in der Städte wie Lissabon, Amsterdam oder Barcelona schon sind: "Dass bei den Anwohnerinnen und Anwohnern Tourismus nur noch etwas Negatives ist und so empfunden wird - dass die Bettlaken aus den Fenstern hängen, wo ‚Touri go home‘ draufsteht. Das ist eine Situation, in die wir gar nicht geraten wollen."
Nötig sei jetzt ein Perspektivwechsel - von der Quantität zur Qualität, so die Wirtschaftssenatorin. Bisher habe man vor allem auf die ständig steigenden Zahlen im Tourismus geschaut. "Wir müssen uns die Frage stellen: Welchen Tourismus wollen wir verstärkt in die Stadt holen? Und wie gehen wir um mit den Erscheinungen, die der Tourismus und die wachsende Stadt mit sich bringen?"
Bezirke nicht auf Partytourismus ausgelegt
Pop gibt zu, dass vor allem die Innenstadtbezirke mit dem Partytourismus und seinen Spuren zu kämpfen haben. "Die Infrastruktur der Bezirke und der Stadt war bislang nicht darauf ausgelegt, das zu bewältigen", sagt sie.
Um die Lage zu verbessern, setzt die Grünen-Politikerin auf eine gründlichere Parkreinigung, mehr öffentliche Toiletten und mehr Trinkwasserbrunnen. Außerdem will sie einen Bürgerbeirat einrichten, damit die Menschen beim Thema Tourismus mitreden können. Und sie will bei Touristen dafür werben, dass Berlin viel mehr zu bieten hat als nur die Innenstadtbezirke.
Sicht der Berliner Unternehmen
Und die Berliner Wirtschaft? Sie haben vor der Klausurtagung des Senats an die Politik appelliert, die Interessen der Unternehmen nicht aus dem Blick zu verlieren. Die blendende wirtschaftliche Situation, die gute Haushaltslage dank sprudelnder Steuereinnahmen und die stärker als im Bundesdurchschnitt sinkende Arbeitslosigkeit seien kein Selbstläufer, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Eder am Montag.
"Eine florierende Wirtschaft benötigt auch wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen. Die Bedürfnisse der Berliner Unternehmen dürfen deshalb nicht aus dem Fokus geraten."
"Beim Betrachten der aktuellen Debatte überwiegt manchmal der Eindruck, dass viele der Vorstellung von einer werbefreien, autofreien und sonntags leider geschlossenen Metropole anhängen", so Eder weiter. "Aus Sicht der Wirtschaft ist das eine bedenkliche Entwicklung."
(mit Material von: dpa)