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Gründonnerstag, nachmittags kurz nach halb fünf, Kurfürstendamm. Der Hilfsarbeiter Josef Bachmann schießt mit drei Kugeln den Studentenführer Rudi Dutschke nieder. Der überlebt schwerverletzt. Für die Demonstranten ist klar, wer wirklich Schuld ist an der Tat des 23jährigen Attentäters. Der Springer-Verlag. Sie wollen die Auslieferung der Zeitungen des Folgetages verhindern. Es kommt zu Ausschreitungen.
In West-Berlin entstehen die ersten Kinderläden nach einem neuen Konzept. "Nichtautoritär" soll Erziehung jetzt sein. Im Osten bleibt dagegen vieles beim Alten. Doch es gibt Hoffnung: In Prag kommt mit Alexander Dubczek ein Mann an die Spitze der Partei, der Reformen verspricht – und der sich auch mal in der Badehose fotografieren lässt. Das lassen sich die Gralshüter des Kommunismus nicht gefallen. Am 21. August marschieren Truppen des Warschauer Paktes in Prag ein.
Wer sich in Ost-Berlin mit den Demonstranten solidarisiert und Flugblätter gegen den Einmarsch verteilt, wird wegen "staatsfeindlicher Hetze" festgenommen. Die Hoffnungen auf Reformen im eigenen Land schwinden. Im Alltag geht alles seinen sozialistischen Gang.
In Ost und West wird um die Wette gebaut. Nach Plänen von Walter Gropius entsteht im Südwesten Neuköllns das höchste Wohnhaus Europas. Die Pläne am Alexanderplatz gehen noch höher. Dort steht der Berliner Fernsehturm vor seiner Vollendung. Mit seinen 368 Metern ist er bis heute Deutschlands höchstes Gebäude.
Im November kommt es bei der so genannten Schlacht am Tegeler Weg in Charlottenburg zu einer bis dahin unbekannt harten Konfrontation zwischen Demonstranten und der Polizei. Doch 68 ist nicht nur das Jahr der Rebellion. Die meistverkaufte Single in Westdeutschland heißt "Mama, du sollst doch nicht um deinen Jungen weinen" gesungen von Kinderstar Heintje.
"Berlin - Schicksalsjahre einer Stadt", eine Chronik in 30 Folgen – in Zusammenarbeit mit dem rbb Fernsehen.