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Zum Jahresbeginn sind die Grenzen zwischen Berlin-West und Berlin-Ost noch offen, die Menschen pendeln zwischen den vier Sektoren. Die Stadt brummt - und der Kalte Krieg verlagert sich zunächst noch in den Weltraum. Doch im August 1961 ändert sich alles. Eine Mauer trennt von nun an Ost- und West-Berlin. Eine Stadt unter Schock.
"Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten." Es gibt Sätze, die haben sich in unser aller Gedächtnis eingebrannt, samt Betonung und Rhythmus. Mitte Juni 1961 dementiert der Erste Sekretär des ZK der SED, Walter Ulbricht, eine Mauer, die es noch gar nicht gibt, aber bald geben wird.
Wir sind in Berlin, einer Stadt an der Nahtstelle der Supermächte, mitten im Kalten Krieg, einer Stadt mit zwei Administrationen und zwei Wirtschaftssystemen - und vielen Menschen, die immer noch täglich die Sektorengrenze überqueren. Und die Menschen in Ost und West beschäftigt vieles gleichzeitig: Weltpolitik, Himmelsphänomene - und Tanzmusik.
Schon vor dem 13. August ist der Alltag in Berlin außergewöhnlich, selbst beim Schrippenkauf. Währenddessen kauft die DDR massenhaft Stacheldraht im Westen - für die LPGs, wie es heißt. Das Wettrennen der Systeme verlagert sich im Frühjahr zunächst in den Weltraum. Juri Gagarin fliegt als erster Mensch um die Erde und beschert den Sternwarten einen Besucheransturm.
Doch im August schafft die DDR Fakten - auch um den steten Flüchtlingsstrom aus Ost-Berlin in das Notaufnahmelager in Berlin-Marienfelde zu stoppen. Conrad Schumann ist damals 19 Jahre alt. Er ist Grenzsoldat. Zwei Tage nach dem Mauerbau springt er über den Stacheldraht von Ost nach West. Sein Bild geht um die Welt.
Am Ende der Jahres '61 ist das Wetter in Berlin wie zu Jahresanfang: frostig. Aber die Welt ist eine andere.
"Berlin - Schicksalsjahre einer Stadt", eine Chronik in 30 Folgen - in Zusammenarbeit mit dem rbb Fernsehen.