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Wer einen Blick in die Kulturprogramme der nächsten Zeit wirft, kommt unweigerlich zu dem Schluss, dass sich die bloße Zahl der politischen Kulturbeiträge deutlich gesteigert hat. Wie politisch muss Kunst eigentlich sein? Und bringt das überhaupt etwas, wenn Künstler sich engagieren mit Worten - und mit ihrer Kunst? Darüber spricht Anna Pataczek mit Jörg Heiser vom Institut Kunst im Kontext der UdK.
Der Echo ist abgeschafft - nach der Kontroverse um die beiden Gangsta-Rapper Kollegah und Farid Bang. Und Campino von den Toten Hosen, der hat nach Ansicht des Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung das Bundesverdienstkreuz verdient. Schließlich hat Campino an dem Abend den Mund aufgemacht, während andere schwiegen.
"Viele aus dem kulturellen Milieu sind alarmiert"
"Das ist eine Reaktion auf den Aufstieg des Rechtsaußen-Populismus, der weltweit, nicht nur in Deutschland, sehr stark Errungenschaften der Zivilgesellschaft wieder in Gefahr bringt. Ich glaube, dass zu Recht viele aus dem kulturellen Milieu alarmiert sind und dass sich diese Alarmiertheit auch in den Programmen wiederschlägt."
Das setzt natürlich voraus, dass man als Künstler glaubt, einen Effekt auf die Gesellschaft zu haben. Wovon Jörg Heiser auch überzeugt ist: "Künstler verspüren tatsächlich zunächst einmal eine Ohnmacht. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass alles, was wir tun, auf sehr verschlungenen Wegen Wirkungen erzielen kann – aber die kann es erzielen. Es gibt diese Effekte im Kleinen, die addiert etwas bewirken."
Ob Wirkung nur noch über Provokation zu erreichen ist, was gute politische Kunst ausmacht und wann Stücke über Flüchtlinge zum Vampirismus werden, darüber spricht Jörg Heiser mit Inforadio-Kulturredakteurin Anna Pataczek.