
Konferenz in Berlin - Kinderarmut in Deutschland
Die deutsche Wirtschaft wächst – die Zahl der Kinder, die in Armut leben, aber auch. Schätzungen zufolge lebt hierzulande jedes vierte Kind in einer Familie, die Hartz IV bezieht oder ein Einkommen hat, das unter der sogenannten Armutsgefährdungsgrenze liegt. Und Kinder von Alleinerziehenden trifft es besonders oft. Was tun, damit alle Kinder die Chance auf ein gutes Leben haben?
Kinder von alleinerziehenden Frauen sind besonders oft von Armut bedroht, wenn ihre Mütter über einen längeren Zeitraum ohne Vollzeitjob bleiben. Das geht aus einer Studie der Bertelsmann-Stiftung hervor. Demnach werden Armutserfahrungen vor allem dann verhindert, wenn eine alleinerziehende Mutter mehr als 30 Wochenstunden arbeitet.
Fehlt der Job, würden 96 Prozent der Kinder in einer dauerhaften oder wiederkehrenden Armutslage auf. Bei einer stabilen Teilzeitbeschäftigung oder einem Minijob lebten 20 Prozent der Kinder dauerhaft oder wiederkehrend in Armut, weitere 40 Prozent zumindest vorübergehend.
Die Stiftung erklärt, dass diese Kinder zwar nicht obdachlos seien oder unter Hunger leiden müssten, sich aber vom gesellschaftlichen Leben abgeschnitten fühlten, weil sie nicht in Vereine oder zum Musikunterricht gehen könnten.
Forderungen an die Politik
Der Sozialverband VdK Deutschland schlägt ergänzende familienpolitische Leistungen vor, damit Alleinerziehende ihren Lebensunterhalt verdienen können: "Hierzu gehört der Ausbau der Kinderbetreuung auch zu Randzeiten, eine Lohnersatzleistung bei Pflege analog dem Elterngeld, die Anpassung der Arbeitszeit bei familiärer Belastung und ein Rückkehrrecht in Vollzeit."
"Aber nicht nur Kinder von Alleinerziehenden sind von Armut betroffen", erklärte die Grünen-Bundesvorsitzende Annalena Baerbock. Dass 30 Prozent der Kinder, bei denen nur ein Elternteil arbeite, dauerhaft in Armut leben müssten, sei nicht hinnehmbar.
"Eine Ursache für Kinderarmut ist die Einkommensarmut der Eltern. Löhne reichen immer häufiger nicht zum Leben", sagte Linken-Chefin Katja Kipping. Ein paar Euro mehr Kindergeld nützten da leider nicht. "Schon gar nicht, wenn jede Kindergelderhöhung auch auf aufstockende Sozialleistungen angerechnet wird", erklärte Kipping.
(mit Material von dpa)