Sa, 17.02.2018 - Berlinale-Tipp: Die defekte Katze
Der zweite Berlinale-Tipp kommt von Harald Asel. Er hat sich den Film "Die defekte Katze" von Susan Gordanshekan in der Reihe "Perspektive Deutsches Kino" angesehen.
Die titelgebende Katze sieht ziemlich monsterhaft aus, struppiges Fell, unförmiger Schwanz und schlechte Manieren hat sie außerdem. Mina hat sie angeschafft, ohne Kian zu fragen. Mina ist noch nicht lange in Deutschland, eine von ihr gewollte arrangierte Ehe hat sie mit dem Anästhesiearzt zusammengebracht. Er, als Iraner einsam in Deutschland, sie als selbstbewusste iranische Städterin - sie geben sich alle Mühe, einander zu gefallen.
Aber wenn man so wenig vom andern weiß? Der Herkunft entgeht niemand, auch wenn in einer der schönsten Szenen des Films gleich zu Beginn, hoch oben im Flugzeug bei Verlassen des iranischen Luftraums, eine Passagierin nach der anderen mit Grandezza ihren Schleier abstreift. Ohne Partei zu ergreifen, spürt der Film die Momente von Nähe und Fremdheit auf, von den beiden Hautdarstellern sehr intensiv und körperlich präsent gespielt. Kian reagiert konservativer über Minas Freiheitsdrang, als ihm lieb ist. Sie selbst versucht aus den Fesseln auch der ungewohnten deutschen Sprache zu entfliehen, meint aber im Schwimmbad plötzlich lauter verschleierte alte Frauen zu sehen.
Mina und Kian haben den Mut sich zu trennen. Dass die defekte Katze sie wieder zusammenbringt, gehört zu den Pointen des Films. Ganz am Ende auf dem Rummelplatz stehen sie sich gegenüber und spielen, wie eine Liebesbeziehung normalerweise beginnt: "Mina, schöner Name, darf ich Sie wiedersehen". Der Film lässt offen, ob es für die beiden die zweite Chance wirklich gibt, die eigentlich erst die erste ist.