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Fast jedes Kind, das zur Schule geht, fühlt sich irgendwann mal ungerecht benotet. Aber kann Schule überhaupt gerecht sein? Ist es richtig, Fächer wie Kunst oder Sport zu benoten? Wie kann ein Lehrer seine Aufmerksamkeit gerecht verteilen? Darüber spricht Martina Schrey wir mit Robert Heinrich, der 2014 als Berlins bester Pädagoge mit dem Deutschen Lehrerpreis ausgezeichnet wurde.
Von seinen Schülern wurde Robert Heinrich unter anderem deswegen für den Lehrerpreis nominiert, weil er deren Leistungen "transparent und nachvollziehbar" benotet: "In dem Bereich hoffe ich weiterhin gerecht zu sein".
Ist es denn gerecht, wenn alle das Gleiche können müssen? Heinrich räumt ein: Es gibt eine individuelle Gerechtigkeit gegenüber den einzelnen Schüler*innen - und es gibt den gesellschaftlichen Auftrag der Schule, eine gesellschaftliche Bezugsnorm herzustellen. "In diesem Spannungsfeld das richtige Maß zu finden, ist nicht ganz einfach. Das stimmt."
"Die Schüler dort abholen, wo sie stehen"
Wichtiger als der Akt der Zeugnisübergabe ist für Heinrich das Gespräch mit den Kindern und Jugendlichen darüber, wie sie sich verbessern können. "Notenfixierung widerspricht dem pädagogischen Ansatz, die Schüler dort abzuholen wo sie sind."
Kritik am bestehenden Verfahren im Berufsleben übt er dann auch: Wer bei Bewerbern allein auf die Noten schaue, bekomme nicht, was er sucht.
Wie ist seine Meinung zu der Forderung eines Schülers, Fächer wie Sport oder Musik nicht zu benoten, weil dort alleine das Talent entscheidend sei? "Die Schule spiegelt die Gesellschaft wider", sagt Heinrich. "Und wenn die Gesellschaft meint, es sei relevant da ein Curriculum zu schreiben, dann soll das so sein." Auch in anderen Fächer komme es vor, dass Schüler eine Neigung etwa für Geschichte entwickeln, und andere eher nicht.
"Manchmal ärgere ich mich schon"
Und wie gerecht fühlt er selbst sich behandelt? Robert Heinrich unterrichtet Englisch, Geschichte und Politik - alles sehr korrektur-intensive Fächer im Gegensatz etwa zu Mathematik oder Sport. Die Fächer habe er "aus Liebe zum Fach" studiert, und dieser Umstand sei ihm bewusst gewesen. Mehr Geld fordert er denn auch nicht, aber ein Modell der reduzierten Soll-Stundenzahl bei bestimmten Fächern, wie es in manchen Bundesländern praktiziert wird, "das wäre schon eine Möglichkeit. Manchmal ärgere ich mich schon."