Visionäre der Stadt - Die Stadtfarm
Fischzucht und Gemüseanbau nicht auf dem Land sondern mitten in der Großstadt? Und das auch noch umweltschonend? Diese Vision hatten Christian Echternacht und Nicolas Leschke. Vor ein paar Jahren haben sie die Idee in die Tat umgesetzt. Wir stellen in dieser Woche solche Visionäre und ihre Projekte vor. Celine Zeck und Jana Ebert aus der Inforadio-Redaktion berichten, was die Berliner Großstadtfarm so besonders macht.
Mitten in Berlin Schöneberg auf einem ehemaligen Malzfabrik-Gelände steht eine Farm, genannt die ECF-Farm. "ECF", das steht für "Eco Friendly Farming", also umweltfreundliche Landwirtschaft. Gläserne Gewächshauskomplexe und bunte Hallen, mal mit roter, grüner und blauer Front reihen sich aneinander. Insgesamt ist das Farmsystem 1.800 Quadratmeter groß. Die Gründer, Christian Echternacht und Nicolas Leschke, haben hier ihre Aquaponik-Idee aufgezogen. "Aquaponik" ist die Verbindung von Aquakultur, also Fischzucht, und "Hydroponik", einer besonderen Form des Gemüseanbaus - ohne Erde. Diese Methode ist besonders effizient und ressourcenschonend.
Geschicktes Ressourcenmanagement
Auf dem Dach der Farm wird Regenwasser aufgefangen und in Zisternen gesammelt. Dieses Wasser wird für die Fischbecken genutzt. Hier schwimmen afrikanische Buntbarsche, sogenannte "Tilapien". Die flüssigen Ausscheidungen dieser Tiere sind wertvoller Pflanzendünger und werden direkt ins Gewächshaus weitergeleitet. Das Gemüse wird mit dieser Nährstofflösung beträufelt, das Ganze funktioniert ohne Erde und zusätzliche Bewässerung. Die Tomaten, Salate und Kräuter kann man vor Ort kaufen oder sich direkt nach Hause liefern lassen. Es gibt eine Abo-Box, wie sie viele Biohöfe anbieten. Auch das Charlottenburger "Le Faubourg" oder das Restaurant auf dem Farmgelände verarbeiten die frischen Produkte.
Weitere Projekte in Planung
Allerdings lässt sich das Verfahren noch optimieren: Die Fischbecken entsprechen noch nicht Ökostandards und müssen dauerhaft auf 28 Grad erwärmt werden. Um die Energie zu erzeugen, braucht es eine eigene Gasturbine.
Die meisten Einnahmen der Farm stammen aus der Planung und Umsetzung weiterer Projekte für interessierte Kunden, die das Verfahren in ihrer Stadt etablieren wollen. Die Bürgermeisterin von Paris gehört dazu, genauso wie ein Geschäftsmann aus Albanien.