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"Kleine Tiere ganz groß - Vier für Inforadio" - die gemeinsame Aktion mit Wissenschaftlern des Berliner Naturkundemuseums geht nun in die zweite Woche mit Tier Nummer drei, einer Wespen-Fanghaft der Gattung Euclimalia, die auf einen Namen wartet. Wie könnte das Insekt heißen, das wie eine Gottesanbeterin aussieht, aber keine ist? Thomas Prinzler stellt es ihnen gemeinsam mit dem zuständigen Kurator des Berliner Naturkundemuseums Lukas Kirschey vor.
"Der Name rührt daher, dass die Vorderbeine des Insekts modifiziert sind zu Fangbeinen, sehr ähnlich zu Fangschrecken, Gottesanbeterinnen" - und die Fanghaften sind keine Vegetarier, sie fangen andere Insekten und fressen sie auf. Lukas Kirschey, mit vollem Titel Senior Collection Manager und am Museum zuständig für die Insektensammlung, ist von seinen Wespen-Fanghaften begeistert, sie erinnern in der Färbung an Wespen
Lukas Kirschey: "Es sind vier bis fünf Zentimeter große Tiere, die hauptsächlich schwarz sind. Der Vorderkörper ist gelblich-orange eingefärbt - sehr hübsche Tiere, finde ich. Die Flügel sind auch teilweise gefärbt in einem bräunlichen-gelblichen Ton. Und sehr prominent sind auch die Fangbeine, die ihnen eine Jägerhaltung ermöglicht."
Schönheit liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters, wie der Grieche Thukydides sagte. Die Wespen-Fanghaften sehen irgendwie auch gruselig aus, wie sie da so aufgespießt in der Insektenschachtel liegen.
Lukas Kirschey: "Das stimmt. Da ist die Faszination des Entomologen deutlich eine andere, rein nur die Schönheit des Objekts."
Und die der Faszination, etwas in der Sammlung zu haben, das keinen Namen hat und von dem man nur sehr wenig weiß ...
Lukas Kirschey: "Die Tiere sind aus Vietnam. Die Gattung, zu der diese unbeschriebene Art gehört, ist in Südostasien verbreitet - von Indien bis runter nach Nordaustralien und man weiß sehr wenig über sie, weil ihre Vertreter selten gefangen worden sind und viele Arten auch nur anhand eines Individuums beschrieben werden können. Es gibt einige Beobachtungen, dass sie oft zusammen mit Wespen gesehen werden und diese Wespen auch imitieren. Das nennt man Mimikry, um Fressfeinden zu signalisieren: Ich bin gefährlich, bitte friss mich nicht."
Sechs Exemplare gibt es von dieser namenlosen Art der Wespen-Fanghaften, lateinisch Euclimacia, sagt Lukas Kirschey. Und wenn durch die Aktion ein Name gefunden wird, wird der nicht nur der Fach-, sondern der ganzen Welt bekannt sein.
Lukas Kirschey: Der Name iwird dann auch im Internet präsent sein wegen der Digitalisierungsstrategie am Naturkundemuseum: Die Insektenkästen, in denen die Tiere dann in der Sammlung verfügbar sind, werden dann gescannt und die sind auch online einsehbar über eine abrufbare Datenbank. Dann kann wirklich jeder die Tiere und die Insektenkästen anschauen und den Namen lesen."
Der Name der Wespen-Fanghaften geht dann quasi mit seinem Namenspaten in die taxonomische Ewigkeit ein und wird auch immer so in der entomologischen Literatur auftauchen.