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Alle Jahre wieder sagt einer diesen Satz: "Diesmal schenken wir uns aber nichts!". Doch Vorsicht: Wer sich dran hält, steht am Ende dumm da unterm Weihnachtsbaum, denn der Andere hat garantiert doch wieder was besorgt. Zum Glück – findet Nadine Kreuzahler.
Meine Mutter neulich am Telefon: "In diesem Jahr schenken wir uns aber nichts!" Wir – also ICH?!? Darf auch nicht …? Müsste es nicht heißen: "Ich schenke dir diesmal nichts. Ich habe keine Zeit, mich um ein Geschenk für dich zu kümmern, und leider auch keine Idee!?" Was für mich völlig ok wäre. Geschenke gibt es in diesem Jahr nur für die Kinder. Natürlich. Ist doch Weihnachten! Aber wir, nein: "Wir schenken uns dieses Jahr nichts!"
Heißt übersetzt: wir sind schon groß und erwachsen. Vernünftig und abgeklärt. Wir brauchen das nicht mehr. Offenbar gehört dieser Satz so selbstverständlich zum Erwachsensein wie Steuererklärung und Haftpflichtversicherung. Aber er nur so, dieser Satz – so vernünftig und abgeklärt. So rational und nüchtern. Denn bitte – was ist an Weihnachten schon rational? Und nüchtern? Ein nüchternes Weihnachten? Lieber nicht.
"In diesem Jahr schenken wir uns aber wirklich mal nichts! Ich brauch doch Weihnachten nicht, um jemandem etwas zu schenken!“ Nein, natürlich nicht. In einer idealen Welt bräuchte ich keinen Anlass und würde einfach so zwischendurch auf die Idee kommen, meine Lieben einfach so zwischendurch zu beschenken. Aber: Wie oft machen wir das denn wirklich? Nein, ich brauche keinen Anlass. Aber ganz ehrlich: schön, dass er da ist.
Ich muss meine Mutter anrufen. "Mama, in diesem Jahr schenke ich dir was. Und du darfst mir sehr gerne nichts schenken."