US-Wahl 2016 - Colorado: Enthusiasmuslücke am Fuß der Rocky Mountains

Colorado ist einer der klassischen Swing States. Diesmal scheint er klar an Hillary Clinton zu gehen, doch Martina Buttler hat bei ihrer Reise durch Colorado festgestellt: Echte Begeisterung schlägt auch der Kandidatin der Demokraten nicht entgegen - nicht mal in den Hochburgen.

Willkommen in der Enthusiasmus-Lücke am Fuß der Rocky Mountains. Nach Hillary-Schildern im Vorgarten oder Aufklebern auf Autos muss man selbst in Boulder, einer Hochburg der Demokraten, suchen. Vor Monaten war die Stadt noch mit Bernie Sanders Plakaten zugepflastert. Dabei hat Hillary Clinton im Swingstate Colorado nach letzten Umfragen die Nase vorn. Politikprofessorin Michaele Ferguson erklärt, warum in den Vorgärten trotzdem gähnende Leere herrscht: "Es gibt kaum Schilder, weil die Leute sich nicht für Hillary begeistern. Sie sagen: ich unterstütze sie, ich werde sie wählen, aber ich liebe sie nicht. Ich will ihren Namen nicht auf meinem Auto, meiner Kleidung oder auf meiner Wiese."

Auch für Trump hält sich die Begeisterung in sichtbaren Grenzen. Auch seine Plakate muss man rund um Denver suchen. Keana ist bekennende Republikanerin und sie erlebt, wie anders der Wahlkampf dieses Mal ist: "Meine Familie hatte immer Werbetafeln für die republikanischen  Präsidentschaftskandidaten im Vorgarten – so wie fast alle in unserer Nachbarschaft. Dieses Jahr gibt’s kein einziges Banner und ich denke, das ist repräsentativ. Öffentlich will sich keiner bekennen."

"Warum soll ich am Telefon 1 drücken, um Ansagen auf Englisch zu bekommen?"

Die Ausnahme: Trump-Events. Hier kommen seine Anhänger mit T-Shirts mit dem Schriftzug "Hillary for prison" (Hillary ins Gefängnis). Kinder laufen mit Clinton-Masken und Sträflingskleidern herum. Es gibt T-Shirts auf denen unter einer amerikanischen Flagge steht: "Warum soll ich am Telefon 1 drücken, um Ansagen auf Englisch zu bekommen?" Jack ist begeistert von Donald Trumps Auftritt in Golden: Der Kandidat sei eine Handgranate, die man in das System werfen könne. Das gefällt ihm. Einer, der die Politik wie sie ist zerlegt.

Cathrin hat einen Cowboyhut auf und trägt Ohrringe in Form der US-Flagge. Ihre Stimme hat Trump sicher: "Ich liebe ihn, weil er kein Politiker ist. Er ist ein Business-Mann und er ist sehr ehrlich. Er versteht unser Militär und wird uns nicht in einen Krieg führen. Er versteht die Amerikaner und ist kein Spalter."

Trump-Gegner müssen sich Einiges anhören

Eine Handvoll Trump-Gegner stehen am Rand. Sie halten Schilder hoch auf denen steht "Dump Trump", serviert Trump ab. Es bildet sich eine Menschentraube um sie herum. Die Trump-Gegner werden beschimpft. Die Polizei stellt sich schützend dazwischen. Whitney wohnt in der Nachbarschaft, sie hatte das Gefühl dem Präsidentschaftskandidaten der Republikaner etwas entgegensetzen zu müssen. Die Frau mit den schulterlangen dunklen Haaren und der Blümchen-Sonnenbrille hält ein Schild hoch auf dem steht "no grabbing", kein Befummeln: "Ich bin schockiert, was ich mir heute anhören musste. Eine kleine alte Dame hat mir gesagt, dass ich mich freuen sollte, dass ich zu fett sei und mir deshalb niemand zwischen die Beine fassen wolle. Ein alter Mann hat uns gedroht, dass wir das auf dem Parkplatz wie Männer austragen sollten."

Welten prallen aufeinander

Der pure Hass ist zu spüren. Welten prallen aufeinander. Colorado hat sich in den letzten Jahren verändert. Nicht allen gefällt das. Immer mehr junge, gut ausgebildete Menschen sind hierher gezogen. Immer mehr Wähler für die Demokraten. Schon seit Juli hat Hillary Clinton in Colorado keinen einzigen Fernsehspot mehr geschaltet. Sie ist sich ihrer Sache offenbar sicher. Donald Trump hingegen kämpft. Allein in der letzten Tagen waren sein Sohn, sein Vizekandidat und dann er selbst in Colorado, um Stimmen zu gewinnen. Judy, eine Mittfünfzigerin aus Boulder, sagt, dass seine Aussagen ihr Angst machen. Sie will ein anderes Amerika als Trump: "Wir müssen alle Hautfarben und Religionen akzeptieren. Das macht Amerika aus. Wir sind ein Melting Pot. Wir können keine Mauern bauen und Leute vom sogenannten amerikanischen Traum fernhalten. "

Es sind zutiefst unterschiedliche Vorstellungen von dem, was die USA sind und sein sollen. Vereint sind die Wähler nur in ihrer tiefen Abneigung gegen den Kandidaten der jeweils anderen Partei.

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