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Der Enthusiasmus der afroamerikanischen Wähler für Barack Obama war groß, aber für die aktuellen Kandidaten können sie sich nicht begeistern. Wobei Hillary Clinton in der Gunst schwarzer US-Amerikaner klar vor ihrem Konkurrenten Donald Trump liegt, berichtet Washington-Korrespondent Andreas Horchler.
In einem Punkt geht es den Afroamerikanern beim Wahlkampf 2016 so wie vielen anderen US-Bürgern. Sie freuen sich, wenn es endlich vorbei ist. Für die meisten Wahlberechtigten der 2015 vom "US Census Bureau" geschätzten mehr als 46 Millionen Afroamerikaner steht ohnehin fest, wem sie ihre Stimme geben: Den Demokraten. "Wenn sich die Wirtschaft erkältet, bekommen schwarze Gemeinden eine Lungenentzündung", beschreibt Hillary Clinton die Situation vieler Afroamerikaner nach der Rezession vor 8 Jahren. Überdurchschnittlich viele Schwarze hätten Hab und Gut verloren. Präsident Obama habe noch schlimmeres verhindert und eine Trendwende eingeleitet, an der sie weiter arbeiten wolle.
Clintons Gegner Donald Trump beschrieb die besonders von Afroamerikanern bewohnten US-Innenstädte als Kriegsgebiete, die ihn an die 3. Welt erinnerten. Keine Jobs, keine Perspektive. Die Regierung hat gegenüber seinen afroamerikanischen Freunden vollkommen versagt, schließt Trump: "Was haben sie schon zu verlieren? Gebt mir eine Chance! Ich bringe das in Ordnung!"
Der Rassismus ist auch 2016 noch nicht verschwunden
Trumps schwarze Freunde sind rar. Aber auch der Jubel für Clinton hält sich in Grenzen. Der 85-jährige L. Douglas Wilder, 1990 erster afroamerikanischer Gouverneur der USA, kritisiert in der Washington Post: Er habe in seinem Wahlkampf nie den Namen seiner Gegner in den Mund genommen. Die Menschen sind nicht einmal so sehr von Hillary enttäuscht. Vielmehr spricht sie keiner der Kandidaten an.
Afroamerikaner werden von Polizisten erschossen, dokumentiert von Videokameras, verbreitet in sozialen Medien, Polizisten werden ermordet. Die Bewegung "Black lives matter" fordert Gerechtigkeit und ein Ende der Vorurteile gegenüber Schwarzen. Eine Bürgerrechtsbewegung für die Einen, Randalierer und Gewalttäter für die Anderen.
Donald Trump fordert "Law and order", mehr Polizei, mehr Waffen und spontane Durchsuchungen Verdächtiger. Hillary Clinton räumt ein: Der Rassismus ist 2016 nicht verschwunden: Viele Afroamerikaner fürchten die Polizei, sie verstehe das. Der immer noch nicht besiegte Rassismus für viele schwarze US-Bürger ein zentrales Thema der Wahl 2016.
Hillary hat die große Mehrheit der Schwarzen hinter sich
Trump hat bei einigen Versuchen, die afroamerikanische Basis zu erreichen nicht viel ausrichten können. Hillary Clinton wird die überwältigende Mehrheit der schwarzen Stimmen erhalten. Dafür müssen die Afroamerikaner zur Wahl gehen.
Er werde es als persönliche Beleidigung, als Beleidigung seines Vermächtnisses empfinden, wenn diese Gemeinschaft bei der Wahl nicht aktiv wird, rief der scheidende erste schwarze Präsident des Landes der afroamerikanischen Wählerschaft zu. "Ihr wollt mir einen guten Abschied geben? Geht wählen!"
Hillary Clinton hat die Mehrheit der Stimmen bei den Afroamerikanern sicher, aber es gelingt ihr nicht wie Obama, Euphorie bei den schwarzen Wählern auszulösen.