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Ob Figuren für Modellbauer, kleine Ersatzteile für die Kaffeemaschine oder die Mini-Büste als Geschenk: 3D-Drucker machen es möglich. Doch die angesagte Techno-logie kommt zunehmend auch in der Industrie zum Einsatz. Zum Beispiel bei Siemens, im Berliner Gasturbinenwerk. Inforadio-Wirtschaftsreporter Karsten Zummack hat den Betrieb für die ARD-Themenwoche "Zukunft der Arbeit" besucht.
440 Tonnen schwer – ein echter Koloss von Gasturbine baumelt am Kranhaken - in der riesigen Werkshalle. Aus tausenden Einzelteilen wurde sie hier in der Endmontage zusammengebaut. Das dauert schon mal ein ganzes Jahr, erklärt Siemens- Abteilungsleiter Sebastian Piegert. "Unsere Turbinen sind Turbinen für Kraftwerke – dadurch ist die Leistungsklasse sehr hoch. Die typischen Märkte sind Europa, Nordamerika und Saudi-Arabien zum Beispiel."
In 65 Länder der Welt verschifft Siemens seine Gasturbinen. An sechs Ständen werden sie hier montiert. Das sei "Schwermaschinenbau in Uhrmachergenauigkeit", sagt Piegert stolz.
Im Gasturbinenwerk in Berlin-Moabit arbeiten heute 3.700 Menschen. Seit 1904 gibt es den Betrieb. Einige Backsteinbauten von damals stehen noch heute. Gleichzeitig zieht die Moderne ein. So fallen in einer Halle kleine Glaskästen ins Auge - Büros vollgestopft mit neuer Technik. Hier surrt leise ein 3-D-Drucker – doppelt so groß wie ein Kühlschrank. Ingenieur Jaroslaw Lebed überwacht, wie im Gerät ein winziger Laserstrahl Metallpulver bearbeitet: "Wir bauen Schicht für Schicht. Der Laserstahl kommt von oben und belichtet die ganze Schicht. So geht das bis zum Ende. 2000, 3000, 4000 Schichten – abhängig vom Bauteil."
Lage für Lage wird das Metallpulver geschmolzen und in festes Metall umgewandelt. Es kann ein paar Wochen dauern, bis das Bauteil wie eine Kuchenform aus dem restlichen Pulver gehoben werden kann. Siemens kann auf diese Weise neuerdings Ersatzteile für die Gasturbinenbrenner herstellen, sagt Abteilungsleiter Sebastian Piegert. "Unser Paradebeispiel ist dieser Brennerkopf von der SGT 1000. Der wurde bisher im Feinguss-Verfahren hergestellt mit relativ langen Lieferzeiten. Da sprechen wir über Monate. Und jetzt haben wir das Bauteil qualifiziert auf 3D-Druck. Und da sprechen wir über Lieferzeiten von Wochen."
Die neue Technologie spart also – bei mittlerweile ähnlichen Kosten – Zeit. Das kann wertvoll sein, wenn eine Gasturbine ausfällt. In diesem Jahr will sich das Berliner Sie-mens-Werk zwei weitere 3D-Drucker anschaffen. Und gut möglich, dass die Monteure solche Geräte, die immer schneller werden, künftig sogar zu Einsätzen mitnehmen. "Vor Ort beim Kunden Bauteile drucken. Das sind Zukunftsszenarien, die wir so denken. Ja!", sagt Piegert. Dem 3D-Druck gehört die Zukunft findet er, sogar in der sogenannten Old Economy.