
Überforderte Städte - Kein Platz für Flüchtlinge? - Betten: verzweifelt gesucht
In Hamburg steigen die Flüchtlingszahlen täglich. Tausende brauchen ein Obdach. Was siegt, Pragmatismus oder Kreativität? Ein Gast-Beitrag von Karsten Polke-Majewski / ZEIT ONLINE.
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Doch Christiane Kreipe fürchtet, dass genau diese Debatte das Provisorium zum Dauerzustand macht. "Wer in der Stadt leben und sich integrieren will, muss hier ganz normal wohnen. Das gilt für Deutsche, die zum Arbeiten nach Hamburg kommen und vielleicht nach fünf Jahren wieder fortziehen genauso wie für Flüchtlinge mit Bleiberecht." Die öffentliche Unterbringung dürfe nur eine zeitlich begrenzte Durchgangsstation sein. "Wenn ich weiß, wann es endet, dann kann ich es auch aushalten, eine Zeit lang mit vielen Menschen in einfachen Verhältnissen zu wohnen."

Unterstützung durch die Grünen?
Unterstützung könnten Prott und Kreipe finden, wenn die SPD von Bürgermeister Scholz tatsächlich mit den Grünen koaliert. Antje Möller, bei den Grünen für Flüchtlingspolitik zuständig, denkt beispielsweise darüber nach, ob es nicht sinnvoll wäre, die Zwischenunterbringung von Flüchtlingen ganz aufzuheben und stattdessen stärker geförderten Wohnungsbau zu betreiben. Auch die Manager von F&W überlegen, ob ihr Unternehmen nicht selbst in den Wohnungsbau einsteigen sollte. Ein wenig Erfahrung damit haben sie schon: Als die Flüchtlingszahlen in den 2000er Jahren so stark gesunken waren, hatte F&W einige Unterkünfte in rund 800 Wohnungen umgewandelt, die das Unternehmen noch immer verwaltet.
Letztlich aber werden alle, Politik, Behörden und F&W, neben den Fragen nach dem Wohnungsbau und der schnellen Unterbringung eine dritte beantworten müssen: Wie schafft man Reserven, damit Flüchtlingslagen wie die gegenwärtige in Zukunft besser bewältigt werden können? Denn nichts deutet darauf hin, dass die Zahl der Flüchtlinge in Zukunft stark sinken wird. Und selbst wenn: Was geschieht, wenn man sich darauf verlässt, beweist sich gerade eindrücklich.