Das vernetzte Ich - Internetkontrolle in Russland
Wer kontrolliert eigentlich das Internet? Uns ist das hierzulande oft egal, Hauptsache, das "vernetzte Ich" kann es schnell und unkompliziert nutzen: Die fünf großen Player Google, Apple, Facebook, Amazon und Microsoft stellen alles bereit, was das "vernetzte Ich" so braucht. In China dagegen hat schon längst die Regierung die Kontrolle übernommen - und auch Russland ist nicht mehr weit davon entfernt. Der Wikipost von Markus Sambale.
Russland könnte ein Paradies sein, für alle, die im Internet unterwegs sind. Für umgerechnet ein paar Euro bekommt man einen mobilen Datentarif ohne Begrenzung. Nicht nur in Cafés gibt es freies WLAN, auch in der U-Bahn, in Bussen und in öffentlichen Parks. Das Internet ist außerdem für viele regierungskritische Medien ein Rückzugsort, während die großen Fernsehsender von der Regierung kontrolliert werden.
Doch der Druck steigt: Eine strenge Zensur von Inhalten wie in China gibt es in Russland bislang zwar nicht, aber der Staat versucht, das Internet immer mehr unter Kontrolle zu bringen: Gesetze wurden verschärft, die technische Infrastruktur dafür ausgebaut. Eine Kontrollbehörde kann jederzeit Internetseiten sperren, zum Beispiel mit dem Argument, Extremismus zu bekämpfen. Die Definition dafür ist allerdings schwammig. Immer öfter werden Leute vor Gericht gebracht, weil sie im Netz politisch heikle Texte oder Fotos geteilt haben.
Der Geheimdienst hat weitreichende Befugnisse: Seit dem Sommer gilt ein Gesetz, nachdem die Kommunikation komplett überwacht werden soll. Sechs Monate lang müssen alle in Russland erstellten Daten und Inhalte gespeichert werden, von Telefonaten und Textnachrichten bis zu Bildern und Videos. Noch ist die Technik dafür nicht da und Experten bezweifeln, dass die riesigen Datenmengen überhaupt zu bewältigen sind. Klar ist aber: Der Trend geht in Russland zu immer mehr Überwachung und Kontrolle des Internets.