Stau in beiden Richtungen auf der Stadtautobahn A 100 in Berlin (Bild: picture alliance / Bildagentur-online/Joko)
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Interview - Verkehrsforscher kritisiert einseitige Politik zugunsten des Autos

Seit einem Jahr ist in Berlin die Koalition aus CDU und SPD im Amt. Was hat sich seitdem im Bereich Verkehr in der Hauptstadt getan? Dem Verkehrsforscher Oliver Schwedes von der TU Berlin fehlen nicht nur beim aktuellen Senat die Visionen für die Verkehrswende.

Mit dem Slogan "Berlin, lass dir das Auto nicht verbieten" war CDU-Kandidat Kai Wegner in den Wahlkampf für das Berliner Abgeordnetenhaus gezogen. Inzwischen ist Wegner seit einem Jahr Regierender Bürgermeister. Und tatsächlich hat das Auto im schwarz-roten Senat seitdem absoluten Vorrang, sagt Oliver Schwedes, Professor für Verkehrsplanung an der TU Berlin.

Erst im Januar erreichte Berlin mit 1,24 Millionen zugelassenen PKWs einen neuen Rekordwert. "Das ist eine Entwicklung, die die politischen Ziele einer nachhaltigen Verkehrsentwicklung auf allen politischen Ebenen völlig konterkariert." Das sei aber nicht nur in Berlin so, sondern in den meisten deutschen Großstädten, erklärt der Verkehrsforscher.

Fehlende Vision für die Verkehrsentwicklung

 

Eine richtige Vision des schwarz-roten Senats für die Verkehrsentwicklung kann er noch nicht erkennen. Den größten Beitrag, den Verkehrssenatorin Manja Schreiner bisher für die autofahrenden Berlinerinnen und Berliner geleistet hat, sieht Schwedes darin, dass die CDU-Politikerin viele Radwegprojekte gestoppt habe, für die auch Parkplätze hätten weichen müssen.

Der Verkehrsforscher bemängelt, dass dem Auto in der Hauptstadt schon lange zu viel Priorität eingeräumt wird. "Wir können stundenlang durch Berlin gehen auf Gehwegen, die seit dreißig Jahren nicht angefasst worden sind, und gleichzeitig der dort vorhandene Asphalt in den dreißig Jahren mehrfach erneuert worden ist."

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