Transparente mit der Aufschrift "Unser Land zuerst" werden in Berlin bei einer Wahlkampfveranstaltung der AfD vor dem Schloss Charlottenburg gezeigt.
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Vis à vis - Von konservativ bis rechtsextrem: Zehn Jahre AfD

Vor genau zehn Jahren wurde die AfD gegründet: Die "Alternative für Deutschland“ verstand sich als Protestpartei gegen den Euro und die Politik von Kanzlerin Merkel. Ihre Ansichten hat sie erfolgreich in Parlamente getragen, doch an Regierungen war sie bisher nie beteiligt. Der Politologe Wolfgang Schroeder blickt zurück auf zehn Jahre AfD.

Archivbild: Der Politikwissenschaftler an der Universität Kassel, Prof. Wolfgang Schroeder, im Jahr 2017.
Prof. Wolfgang Schroeder, Politikwissenschaftler an der Universität Kassel. Bild: picture alliance/dpa/WZB Berlin

Die AfD sei eine Partei, die sowohl in den rechtsextremen Bereich enge Kontakte und Verbindungen pflege wie auch in den Bereich der konservativ-national-liberalen Entwicklung von Ideen und Politik, sagt Wolfgang Schroeder, Professor für Politikwissenschaften an der Universität Kassel. "Sie startete als euroskeptische Partei und deckte damit ein Themenfeld ab, das zu diesem Zeitpunkt im Bundestag und in den Landesparlamenten in der Regel nicht abgebildet war", so Schroeder.

Die Partei habe zwei Dimensionen abgedeckt: Auf der einen Seite standen laut dem Politologen Juristen, Ökonomen und Journalisten mit einer rationalen Vorstellung von Politik, was anziehend gewesen sei "für viele Techniker". Auf der anderen Seite habe die AfD von Anfang an auch eine "leidenschaftliche, die Grenzen des Sagbaren überschreitende" Dimension gehabt, erklärt Schroeder. Die AfD habe nicht nur die Politik der Bundesregierung in Frage gestellt, sondern auch das System der parlamentarisch-repräsentativen Demokratie.

2015 öffnete sich die Partei


Ein Wendepunkt sei das Jahr 2015 gewesen, so der Politikwissenschaftler. Es sei klar geworden, dass "diese abgeschottete Professoren-Juristen-Ökonomen-Partei" nicht allein weiter den Kurs der AfD bestimmen konnte. Die Partei habe sich nicht länger nur auf das Wirtschaftsliberale und Euroskeptische beschränken können, sondern musste sich für alle Themen öffnen, sagt Schroeder. Ein Wechsel des Kurses habe immer auch einen Wechsel der Führungspersonen bedeutet.

"Von 2013 bis 2017 ist es der AfD gelungen, in allen deutschen Landtagen präsent zu sein, im Europaparlament - und 2017 dann der Einzug in den Bundestag", erklärt der Politikwissenschaftler. "Das hat ihr nicht nur den Ruf, sondern den faktischen Befund ermöglicht: Wir sind die erfolgreichste Neugründung einer Partei nach 1945." Erschreckend daran sei, dass die AfD die erste starke Kraft in den Parlamenten war, die "die Grundordnung, die Verfassung, das Erbe Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg" nicht mehr akzeptierte.

Die Partei sei nicht vom Himmel gefallen, sagt Schroeder. "Sie ist ja auch Ausdruck der gesellschaftlichen Widersprüche, in denen wir leben." Der Anspruch der deutschen Gesellschaft sei ein inklusiver, alle sollten die Chance bekommen, ihre Talente und Möglichkeiten auszuspielen. "Wir wissen ja, dass dies eben in der Realität nicht für alle gilt", meint der Politologe. "Und da gibt es natürlich viele Anknüpfungspunkte. Man ist unzufrieden, man kritisiert die Verhältnisse. […] Dafür braucht es eine Partei. Und das ist die Stärke der AfD in den letzten zehn Jahren gewesen."

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