Interview - Agrarökonom Spiller: Tierwohlabgabe würde Tieren und Landwirten nützen
Als Ausgleich für die wegfallenden Dieselsubventionen überlegt die Bundesregierung, die tierwohlgerechte Haltung von Kühen, Schweinen und Hühnern stärker zu subventionieren. Eine Tierwohlabgabe hätte dabei gleich mehrere Vorteile, sagt der Agrarökonom Achim Spiller.
Die geplante Streichung der Agrardieselsubventionen hat für eine Protestwelle der deutschen Landwirte gesorgt. Jetzt will die Bundesregierung den Bauern als Ausgleich eine stärkere Subventionierung von Tierwohlmaßnahmen anbieten. Mithilfe einer sogenannten Tierwohlabgabe, einem kleinen Aufpreis auf tierische Produkte, sollen die Landwirte etwa beim Bau tierwohlgerechter Stallungen unterstützt werden.
Eine solche Abgabe würde zuallererst den Tieren nützen, sagt Achim Spiller, Agrarökonom an der Universität Göttingen. "Aber es hilft auch den landwirtschaftlichen Betrieben, weil es ihnen Planungssicherheit gibt und die Möglichkeit darein zu investieren."
Plan für eine Tierwohlabgabe gibt es schon länger
Dabei ist die Idee für eine solche Tierwohlabgabe nicht neu. Spiller war bereits Teil einer Expertenkommission, die noch während der Amtszeit von Bundeskanzlerin Angela Merkel einen Vorschlag erarbeitet hatte. "Damals war eigentlich genug Geld da." Doch die Große Koalition habe dann langwierige Machbarkeitsstudien durchgeführt, bis die Legislaturperiode vorbei war. Die Ampelkoalition habe eine Tierwohlabgabe dann nicht mehr in den Koalitionsvertrag aufgenommen, erklärt Spiller.
Vor allem die FDP habe sich aufgrund ihrer Haltung zu Steuererhöhungen bisher gegen eine solche Abgabe gewehrt, so der Agrarökonom. Doch die anhaltenden Proteste der Landwirte haben nun anscheinend auch die Liberalen zum Umdenken bewegt.
Konkret könnte die Tierwohlabgabe etwa bei 40 Cent pro einem Kilogramm Fleisch liegen, erklärt Spiller. "Der einfachste und unbürokratischste Weg wäre, denn derzeit für tierische Produkte, wie Fleisch und Milch, abgesenkten Mehrwertsteuersatz von 19 auf 7 Prozent, das ist ja einer Steuersubvention, dass man das auf den Normalsatz von 19 Prozent anheben würde."