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Die Potsdamer Straße mit all ihren Gegensätzen und Facetten genießt bei uns in dieser Woche besondere Aufmerksamkeit: eine Straße im Aufbruch und Wandel, das kreative aber auch das raue Berlin. "Wir müssen reden!“ – sagen wir und fragen die Menschen dort: Wie lebt es sich mit den Gegensätzen? Inforadio-Reporterin Annette Miersch hat darüber mit der Künstlerin Lena Braun in ihrem neu eröffneten Kunstraum "Barbiche“ an der Potsdamer Straße gesprochen.
Seit Oktober 2017 betreibt Lena Braun in der Potsdamer Straße ihren Kunstraum Barbiche, und längst ist sie angekommen im Kiez, den sie noch bestens aus den 1980ern kennt: "Die meisten hier lieben uns, weil viele ja auch von uns profitieren. Wenn Menschen bei uns Hunger haben, dann sag ich, nebenan gibt`s leckere Sachen zu essen. Da haben wir einen Syrer, gegenüber das Atlantik, da kann man Fisch essen, oder auch ein Marokkaner", schwärmt Braun.
"Das Ost-Ding ist durch"
Dabei ist das Publikum breit gefächert - eben so wie es auch die Straße ist. "Zu uns kommen Freunde, Nachbarn, Menschen aus ganz Berlin, die sich freuen, dass es hier so einen spannenden Raum gibt. Das ist hier ein richtiger Kommunikationspool", freut sie sich. 1989 hatte Braun hier schon mal eine Galerie, nach vielen Jahren in der ganzen Stadt kam sie nun wieder zurück in Schöneberg. "Das Ost-Ding ist in Berlin durch", meint sie. Und am neuen Standort fühlt sie sich genau richtig aufgehoben: "Die Potsdamer als Flaniermeile hat ja Tradition. Bis Hitler alles wegrasiert hat, war das hier eine Ausgehmeile mit Kabarettkultur, mit Galerien – ich finde es schön, dass ich an diese Tradition anknüpfen kann."
Lena Braun will mit ihrem Kunstraum #Barbiche Glamour in die Potsdamer Straße in Berlin bringen. Das "muss nicht unbedingt bedeuten, dass ein Bier 1000 Euro kostet." #wirmuessenreden #dasraueberlin https://t.co/fexUz4DWeL pic.twitter.com/dgkrpZ2kDK
— inforadio (@rbbinforadio) 1. März 2018
"Kein oben und unten"
Der Straßenstrich auf der Kurfürstenstraße ist nur wenige Meter von ihrem "Barbiche" entfernt. "Ich mag die Nähe zu dieser Realität und will auch nicht, dass die weggeht. Ich freue mich, dass ich mittendrin bin und hab da auch keine Vorurteile oder Berührungsängste."
Von Wohlhabenden wünscht sie sich eine ebenso offene Haltung: "Ich bereite auch mit dem Barbiche den Weg für den Glamour. Glamouröse Menschen sollten aber ihre Berührungsängste zu dem, was man schmutzig nennt, aufgeben. Das Schönste in Berlin ist doch die Durchmischung von Wohlhabenden und spannenden und interessanten Menschen. Es gibt nicht oben und unten oder schmutzig und sauber - weder hier auf der Potse noch sonst wo."