Fast menschenleeres Terminal 1 im Flughafen Hamburg während des Streiks der Beschäftigten
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Interview - Ex-Verdi-Chef Bsirske: "Warnstreiks beschleunigen Einigung"

In dieser Woche lagen wieder viele Teile der Infrastruktur in Deutschland lahm - wegen Warnstreiks. Doch es werde aktuell nicht häufiger gestreikt als in früheren Jahren, sagt der langjährige Verdi-Chef Frank Bsirske, dieser Eindruck trüge. Und: Die Sozialpartnerschaft funktioniere weiterhin.

"Ich erinnere mich, dass wir zwischen 2015 und 2019 eine einzige Woche hatten, in der nicht gestreikt wurde", sagt der ehemalige Verdi-Vorsitzende Frank Bsirske, der inzwischen für die Grünen im Bundestag sitzt. "Das war die Weihnachtswoche zwischen Weihnachten und Neujahr 2016." In dieser Zeit habe es vor allem in Krankenhäusern, Druckereien und im Handel gegeben.

Allerdings seien diese Streiks damals oft "unter dem Radar" gelaufen und hätten nicht dieselbe Aufmerksamkeit erregt wie die aktuellen Streiks im Transportbereich, so Bsirske. Im Tarifstreit zwischen der Deutschen Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL haben Streiks in den vergangenen Wochen immer wieder den Bahnverkehr weitgehend lahmgelegt.

Bahn und GDL wollen wieder verhandeln


Die Eskalation sei bei diesem Streit vorprogrammiert gewesen, meint der Grünen-Politiker. "Da hat eine Rolle gespielt, dass gewerkschaftlich eine Arbeitszeitverkürzung gefordert wird und vom Unternehmen von vornherein erklärt wird, darüber gar nicht verhandeln zu wollen." Die Bahn teilte inzwischen aber mit, dass wieder Verhandlungen aufgenommen wurden. Man sei optimistisch, noch in der kommenden Woche eine Einigung zu erzielen, hieß es vom Unternehmen.

Die Sozialpartnerschaft zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern funktioniere aus seiner Sicht weiterhin, sagt Bsirske. "Denn am Ende kommen ja doch Einigungen zustande, die verlässlich für Frieden in den Betrieben sorgen." Es sei ein wichtiges Signal, mit Warnstreiks zu signalisieren, dass eine Forderung Rückhalt in der Belegschaft habe. "Warnstreiks machen Sinn - im Sinne einer Beschleunigung der Einigung", so der Ex-Verdi-Chef.

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Ein leerer Regionalzug steht im Bahnhof, auf dem steht "Nicht einsteigen" (Bild: picture alliance | Frank Hoermann / SvenSimon )
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