Präsident Joe Biden hält im Capitol die Rede zur Lage der Nation.
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Interview - USA-Expertin: "Bidens Rede war Wahlkampfauftakt"

Die Rede zur Lage der Nation ist eine der wichtigsten, die der US-Präsident jedes Jahr hält. Diesmal war einiges anders, sagt Julia Friedlander von der Atlantik-Brücke. Anders als bei früheren Reden gab es Sprechchöre - und Biden habe mit einem außenpolitischen Thema, dem Krieg in der Ukraine, begonnen. Das sei ungewöhnlich.

Als US-Amerikanerin schaue sie die "State of the Union" bereits seit dem Kindesalter, erzählt Julia Friedlander, Geschäftsführerin des Netzwerks Atlantik-Brücke. "Die Rede ist normalerweise ein Stück politisches Theater, im guten Sinne ein Zeichen des Patriotismus - und hatte auch etwas Überparteiliches." Das habe sich inzwischen stark verändert.

Sprechchöre habe sie bei der diesjährigen Rede zum Beispiel zum ersten Mal gehört, so Friedlander. "Das war wirklich ein Auftakt zum Wahlkampf." Als erstes Thema für die Rede wählte Biden den Krieg in der Ukraine. "Es ist außergewöhnlich, dass der Präsident mit Außenpolitik anfängt", sagt Friedlander. "Aber in diesem Fall hat es auch etwas mit der Demokratie zu tun - und mit seiner Argumentation, dass Trump die Demokratie in den USA gefährdet, genau wie Putin Europa gefährdet."

Der 81-jährige Biden habe sich in seiner Rede große Mühe gegeben, Kritik an seinem Alter zu überwinden, so die Geschäftsführerin der Atlantik-Brücke. Entscheidend für den Wahlkampf sei aber vor allem, welche Erfolge in der Wirtschaftspolitik er in den kommenden Monaten vorweisen könne. Die Tendenz sei positiv, aber das müsse auch in der Wahrnehmung der Bevölkerung ankommen.