Geraldine Rauch, Präsidentin der TU-Berlin, steht vor dem Hauptgebäude der Technischen Universität Berlin.
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Interview - TU-Präsidentin Rauch: Subtile Diskriminierung erlebe ich täglich

Am Sonntag ist der Internationale Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft. Er soll darauf aufmerksam machen, dass es in der Wissenschaft immer noch keine gleiche Repräsentation gibt. Um das zu ändern, fordert Geraldine Rauch, Präsidentin der TU Berlin, die Strukturen der Universität zu verändern.

Am Sonntag ist der Internationale Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft. Mit dem Aktionstag soll darauf hingewiesen werden, dass Frauen und Mädchen in vielen Bereichen der Wissenschaft immer noch unterrepräsentiert sind. In Deutschland zeigt sich das besonders gravierend an der Spitze der Karriereleiter. Nur etwa ein Viertel der Universitäten und Hochschulen wird hierzulande von Frauen geleitet.

Geraldine Rauch gehört zu dieser kleinen Gruppe. Für die Präsidentin der Technischen Universität Berlin sind die Universitätsstrukturen ein Hauptgrund, für das ungleiche Verhältnis zwischen Frauen und Männern. Wissenschaftliche Mitarbeitende müssten sich oft von Befristung zu Befristung hangeln, bei Promotionsstellen würden oft Teilzeitstellen vergeben, aber es würde Vollzeitarbeit gefordert, und das Machtgefälle zwischen Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeitenden sei sehr groß.

Strukturprobleme betreffen Frauen besonders

 

Diese Strukturprobleme würden zwar für alle Mitarbeitenden gelten, erklärt die TU-Präsidentin. "Aber wann sind Menschen bereit, in einer Anstellung so ein Risiko einzugehen?" Da die Pflege von Kindern und Angehörigen immer noch zu einem größeren Teil bei Frauen liege, sei das oftmals nicht mit einem unsicheren Karriereweg zu vereinen.

Ein weiteres Problem sieht Rauch in der subtilen Diskriminierung, die leider immer noch zum Alltag von Frauen in der Wissenschaft gehöre. Zum Beispiel gebe es in wissenschaftlichen Strukturen oft wenig Verständnis dafür, wenn wissenschaftliche Mitarbeiterinnen oder Professorinnen ihre Kinder von der Schule oder vom Kindergarten abholen müssten. Teilweise sei diese subtile Diskriminierung sogar noch schlimmer als offensichtliche Diskriminierung, weil es schwieriger sei, sich gegen sie zu wehren.

Unterstützung vom Senat

 

Um Frauen bessere Chancen in der Wissenschaft zu ermöglichen, stecke man aktuell sehr viel Energie darin, gegen Strukturen von Machtmissbrauch und Diskriminierung vorzugehen, erklärt die Naturwissenschaftlerin. Außerdem versuche man, mehr Dauerstellen an der TU Berlin zu schaffen, längere Verträge auszustellen und Promotionsstellen als Vollzeitstellen auszuschreiben. "Da sind wir zum Glück auch von unserem Berliner Senat unterstützt."